* Magistra im Entstehen
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neues Konzept fuer unsere Magistra (Juni 2000)

Wir betrachten unsere Arbeit als ein cyberfeministisches Projekt, das einen interaktiven und interkulturellen Beitrag zur Diskussion um Cyberspace und Geschlecht leisten soll. Aus unseren bisherigen Studien und Interessen und der Überzeugung, daß diese Diskussion sowohl global als auch lokal verortet werden muß, ergibt sich die Schwerpunktsetzung "russischer Cyberspace als gendered space". Mit diesem Arbeitsthema ist bereits eine These formuliert: Cyberspace ist als Raum immer als vergeschlechtlichter konstruiert. Desweiteren weist der Titel auf unsere als zentral gewÄhlte Kategorie Raum hin.
ZunÄchst jedoch einiges zu unserem VerstÄndnis von Cyberfeminismus - einem Label, das sich international der Festlegung und Eindeutigkeit entzieht. (Zitate Kuni, Mitrofanova etc.). FÜr uns bedeutet Cyberfeminismus eine radikale Kritik neuer Medien und Technologien, die Modelle entmythisiert, die vom Cyberspace als einem machtfreien, pluralistischen, kÖrperlosen und strukturell demokratischen Raum ausgehen. Insofern ist er an der Grenze zwischen Innen und Außen des Cyberspace angesiedelt und untersucht Machtbeziehungen im "realen" und "virtuellen" Raum in ihrer gegenseitigen Bedingtheit. Cyberspace umfaßt nicht nur (den) virtuellen Raum im Sinne von Software-OberflÄchen und Netzwerken, sondern erstreckt sich Über dessen Gestaltung bis hin zur Herstellung von Hardware und Produktion von Wissen. Er muß somit als diskursiver, materiell und sprachlich strukturierter Raum begriffen werden und ist fÜr uns an eine Diskussion von Arbeit und ArbeitsverhÄltnissen unter globalisierten und neoliberalen Bedingungen gekoppelt.
Unser Projekt stellt sich genau an diese Grenze, leistet Kritik innerhalb eines Teils des Mediums und ist an die Nutzung des Raums Cyberspace gebunden.
Wir wollen unsere Arbeit in einen Theorieteil und einen "angewandten" Teil unterteilen, die sich gegenseitig bedingen, LÜcken lassen und Raum fÜr weitere Gestaltung und Kommunikation bieten.
Theoretisch wollen wir eine Grundlage schaffen fÜr die Betrachtung des russischen Cyberspace als lokal verortetem gendered space. Die Eingrenzung eines speziell russischen Cyberspace nehmen wir einerseits Über Rußland als Territorium und das hier angesiedelte Runet, Über die Sprache Russisch, die sowohl von in Rußland Lebenden als auch von der russischen Diaspora verwendet wird, und andererseits Über den von beiden Gruppen hergestellten thematischen Bezug auf Rußland als Kulturraum vor. Die lokale Verortung scheint uns notwendig, weil:
- die AbhÄngigkeit von internationalen Hierarchien sich lokal auswirkt
- lokale Herrschafts- und damit auch GeschlechterverhÄltnisse den Raum bestimmen
- traditionelle Grenzziehungen und Raumzuweisungen im Cyberspace fortwirken
- der Cyberspace an lokale Infrastrukturen gebunden ist

Wir gliedern diesen Teil einmal in eine Betrachtung der lokalen Auswirkungen der globalen VerhÄltnisse fÜr russische Frauen in Bezug auf Arbeit (und Infrastruktur) und eine Betrachtung der lokalen GeschlechterverhÄltnisse, die Grenzziehungen und Raumzuweisungen fÜr Frauen.

Die hierbei aufgezeigten Strukturen sollen Über Online-Interviews mit russischen Cyberfeministinnen und Feministinnen fÜr den Cyberspace problematisiert werden.

1. AnnÄherung Über Kategorie Raum
2. Globalisierung und ihre Implikationen fÜr russische Frauen
3. Symbolische RÄume
3.1. Thematisierung der Grenze Ost-West (vor allem am Feminismus-Diskurs)
3.2. Frauen als das doppelt Andere
3.3. Sobornost' (ein Begriff, der auf russische Gemeinschaftsvorstellungen jenseits von IndividualitÄt und KollektivitÄt verweist, und im heutigen Feminismus-Diskurs Über den Begriff der SpiritualitÄt wieder aufzutauchen scheint)
3.4. Welche RÄume werden Frauen zugewiesen? Öffentlichkeit und Privatheit
4. Online-Interviews zum Thema Cyberspace und Geschlecht

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